Dürfen Eltern eine Freundschaftspause erzwingen? (K: 3 J.)

Hallo zusammen,

ich verfasse diesen Text, da ich aktuell hin- und hergerissen bin und ich mich frage, ob meine Tochter (3 J.) sich weiterhin mit dem Nachbarskind (3 J.) treffen darf oder nicht.

Kurz zur Situation:
Meine Tochter hört schon von Beginn gut auf uns und verinnerlicht wichtige Regeln, z.B. Du darfst nicht alleine auf die Straße laufen, sehr schnell und setzt diese um.
Sie ist auch sehr sozial und ihr sind Freundschaften sehr wichtig. Jeden Tag möchte sie mit Freunden aus der Kita, der Nachbarschaft oder dem Bekanntenkreis spielen.

Mit allen Freunden klappt das Zusammenspielen super, wobei sie sich auch häufig zurücknimmt, lieber teilt als Streit zu provozieren und sich sehr bemüht, ein harmonisches Miteinander zu verbringen.

Mit dem gleichaltrigen Nachbarskind klappt das Spielen aber leider nicht gut.
Er hört nicht auf elterliche Ansagen ("Nicht weglaufen", "Nicht auf den Dachboden gehen zum Spielen") und macht ständig ihr Spielzeug kaputt.
Wenn man ihn fragt, warum er das gemacht hat, wird man ignoriert. Eine Entschuldigung gegenüber meiner Tochter folgt auch nicht.

Meine Tochter sucht die Schuld für das Verhalten dann leider bei sich selbst ("Ich bin eine schlechte Freundin, deswegen macht er mein Spielzeug kaputt").

Gestern kam es zu einem extremen Vorfall.
Die beiden Kinder haben draußen ein Wettrennen veranstaltet. Wir Eltern haben uns unterhalten.
Meine Tochter kam danach wieder zu uns, das Nachbarskind lief in die andere Richtung davon.
Sie erklärte sich bereit, ihn zurückzuholen und rannte ihm nach.
Parallel machten sich die Väter auf den Weg, um den Ausreißer einzufangen.
Wir Mütter setzten unseren Weg nach Hause fort und hörten ein schrilles "STOPP! AUTO!"
Das Nachbarskind ist zwischen Autos auf die Straße gelaufen. Zum Glück konnte ein Unfall noch um Haaresbreite abgewendet werden.
Meine Tochter ist - schon vorher - auf dem Gehweg stehen geblieben.
Sie hat sich den ganzen Abend Vorwürfe gemacht und viel geweint "Er hörte nicht auf mich. Ich hab ihn nicht zurückholen können. Wenn er angefahren worden wäre, wäre es meine Schuld gewesen."

Nun überlege ich, den Kontakt erstmal einzuschränken, weil meine Tochter psychisch sehr darunter leidet, dass ihr Freund nicht auf sie hört und sich nicht an Regeln hält.

Ich möchte natürlich aber auch nicht das gute nachbarschaftliche Miteinander beeinträchtigen und über ihre Freundschaften bestimmen.

Wie würdet ihr mit der Situation umgehen?

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Ich wuerde den Kontakt nicht unterbinden. Natuerlich davon ausgehend, dass eure Tochter sich mit dem Jungen treffen moechte. Will sie das nicht, koennt ihr den Eltern ruhig mitteilen, dass es im Moment mit den beiden einfach nicht gut klappt.

Wollen die Kinder weiterhin zusammen spielen, dann muessen die Erwachsenen wohl deutlich staerker moderieren. Wenn man damit rechnen muss, dass der Junge Spielsachen zerstoert, dann entweder nur noch draussen treffen oder alles, was zerbrechlich, teuer und/oder deiner Tochter sehr wichtig ist, vorher weg raeumen.

Draussen sollte vermutlich ein Erwachsener immer nah an ihm dran bleiben, um im Falle des Weglaufens sofort eingreifen zu koennen. Wenn seine Eltern das nicht von sich aus tun, dann wuerde ich das direkt ansprechen: "Hoert mal, ich kann hier nicht ruhig sitzen, weill ich Angst habe, dass XY weglaeuft oder sich anderweitig in Gefahr bringt. Und ich moechte nicht, dass meine Tochter das Gefuehl hat, sie muss auf ihn aufpassen, dafuer ist sie noch zu klein. Lass uns bitte in der Naehe der Kinder bleiben."

Und dann ganz massiv eure Tochter staerken. Es ist toll, dass sie sozial und fuersorglich ist, aber jeder muss zunaechst fuer sich selbst Verantwortung uebernehmen, und bei kleinen Kinder machen das noch die Erwachsenen. Sie kann fuer sich selbst sorgen, ein Vorbild sein und maximal noch den Jungen auf die Regeln hinweisen. Ob er diese dann einhaelt oder nicht, ist allein sein Ding. Und die Konsequenzen muessen die Erwachsenen ziehen.

Deine Tochter ist offensichtlich sozial recht weit und hat viel Empathie. Allerdings ist sie in der Entwicklung der Theory of Mind einfach ganz normal antersentsprechend. Der Unterschied ist (ganz grob und laienhaft), dass viele Kinder in dem Alter sich bereits gut in andere hineinfuehlen koennen, es ihnen aber noch schwerfaellt, sich vorzustellen, was der andere denkt, und nachzuvollziehen, dass der andere ein anderes Wissen und eine andere Perspektive mitbringt als sie selbst. Das koennen die meisten Kinder wohl erst ab ca. 4 Jahren langsam.

Ich vermute, da liegt bei deiner Tochter der Knackpunkt. Sie kann noch nicht wirklich verstehen, dass das andere Kind ganz anders reagiert als sie selbst es in der Situation tut/ tun wuerde. Ich koennte mir vorstellen, dass ihre Verzweiflung daraus resultiert. Das wird sie aber sicherlich bald lernen und wird dann auch besser mit solchen Situationen umgehen koennen.

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Woher kommt es, dass deine Tochter sich so verantwortlich fühlt? Ich würde die Freundschaft beibehalten und an der Stabilität deines Kindes arbeiten. Es wäre wesentlich normaler bei Mist einfach mitzumachen. Dass deine Tochter sich so verantwortlich fühlt, finde ich äußerst befremdlich.

Bearbeitet von RosarotesSchweinchen
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Natürlich haben wir ihr sofort gesagt, dass es nicht ihre Schuld ist.

In der Situation haben wir ihr auch gesagt, dass es nett von ihr war, sich um ihren Freund kümmern zu wollen, aber es nicht in ihrer Verantwortung liegt und sie - wenn er nicht hört- einfach wieder zu uns zurückkehren soll.

Sie ist vom Charakter sehr mütterlich.
Sozial-emotional wird sie von ihren ErzieherInnen als sehr weit und frühentwickelt eingeschätzt.

Sie mag es einfach sehr gerne, den anderen Kindern zu helfen und setzt kleineren Kindern z.B. ihre Sommermützen auf, wenn die mal vom Kopf geschoben werden.

Sie kann aber auch für sich alleine spielen und biedert sich nicht an. Insgesamt wird sie allseits sehr gemocht, auch wenn sie mal nicht hilft 😉

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Das was du schreibst, würde ich über meine (völlig unterschiedlichen) Kinder auch schreiben. Beide würden aber zeitweise irre kichernd hinterher rennen, wenn sie zu gut gelaunt sind.

Deine Tochter scheint aus irgendeinem Grunde super angepasst zu sein UND gleichzeitig die Angst haben, dass sie sich verantwortlich fühlt, wenn etwas schlimmes passieren würde. Bei Erwachsenen würde das in Richtung einer Zwangsstörung gehen. Also allein auf deiner Beschreibung basierend (die ja nur einen kleinen Ausschnitt zeigt), würde ich mir überlegen Rat einzuholen (Gespräch mit Erziehern - hier aber bedenken, dass ruhige Kinder, die „einfacher zu betreuenden“ Kinder sind - danach frühe Hilfen).

Aus Sicht einer Lehrkraft (älterer Schüler) habe ich lieber Schüler, die etwas drüber sind als (aus Angst?) hyperangepasst.

Den Kontakt zum Nachbarkind würde ich nicht verhindern, denn das ist die perfekte Gelegenheit für deine Tochter zu üben.

Anhand deiner Beschreibung fällt mir aber auch auf, dass beide Kinder erst einmal alleine gelassen wirken: Beide Elternpaare beachten sie gar nicht, erst wenn das andere Kind wegläuft ist kurz Drama und dann wird aber ein Dreijähriges Kind losgeschickt, um es zu regeln (VIEL zu viel Verantwortung!) und ihr Mütter schlendert in Ruhe wieder nach Hause? Die Szene passt in meinem Kopf einfach gar nicht zusammen. Wenn ich ein Kind mit Weglauftendenz habe, dann wäre ich recht nah dabei, ich würde meine Methode durchziehen, damit es wieder kommt, aber ich würde nie einem Kind die Verantwortung dafür übertragen. Das geht beim auf die Schaukel helfen oder beim Jacke anziehen, aber nicht in einer Not-Situation.

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Die Reaktion des Jungen find ich relativ alterstypisch. Auch wenn meiner zB nie Spielzeug kaputt gemacht hat.. Abschirmen würde ich meine Tochter nicht, da das Problem eher darin besteht, dass sie es sich selbst zuschreibt. Wenn ich sie abschirme, hätte ich Angst dass sie es dann nicht lernt. Ich würde immer wieder mit ihr sprechen, dass sie keine Schuld hat. Der Junge handelt für sich alleine. Das tut sie ja auch. Tatsächlich finde ich es relativ ungewöhnlich, dass sie es sich selbst zuschreibt. Da würde ich glaube ich auf Ursachenforschung gehen. Wenn meiner in dem Alter mal weggelaufen ist (weil zB das spielen abends dann beendet wurde und er glaubte, er könnte das dann verlängern), haben die Spiele Bekanntschaften eher gesagt "der läuft weg, das darf der doch nicht" und eher drauf gewartet, manchmal auch mit Interesse, dass er jetzt Ärger bekommt. (Und sie nicht, weil sie gut gehört haben).

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Der Junge bekommt nur nie Ärger von seinen Eltern, deshalb gibt's da auch nichts, worauf sie warten könnte.
Aber ja, grundsätzlich verfolgt sie Streit- oder Erklärsituationen zwischen anderen Kindern und Eltern mit nachhaltigem Interesse.

Und ja, natürlich sagen wir ihr immer wieder, dass sie keine Schuld trifft und nicht verantwortlich für die Handlungen anderer Kinder ist.

Sie ist vom Charakter her einfach sehr selbstlos.
Sie klettert trotzdem auch auf Bäume, springt vom Klettergerüst runter, flitzt mit Fahrrad und Laufrad durch die Gegend.
Sie ist trotzdem mutig und hat den Schalk im Nacken.
Andere Kinder betüddelt sie nur einfach sehr gerne und führt sich etwas "mütterlich" auf - das macht ihr einfach Spaß, aber alles hat natürlich seine Grenzen.

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Ok, danke für die weitere Erklärung.. trotzdem finde ich etwas auffällig, dass sie so sehr die Schuld bei sich sucht in dem Alter. Das kenne ich tatsächlich so von keinem Kind.. Wenn es wirklich so extrem ist, würde ich generell mal einen Profi einbinden, was die Ursache ist. Gibt ja auch viele Erwachsene die so denken, dann in unglücklichen Beziehungen stecken, alles mit sich machen lassen weil sie die Schuld bei sich suchen. Jetzt kann man denke ich noch viel machen, bevor es sich festigt. Und wie eine Vorrednerin schon schrieb, die Situationen vielleicht sogar suchen, um dies zu üben. Wenn sie nicht auf Sachen reagiert wie "der Junge hat sich falsch verhalten, er hat ganz allein entschieden auf die Straße zu rennen, du fernsteuerst ihn ja nicht, er kann selber denken und agieren und hört einfach nicht" und immer noch die Schuld bei sich sucht, würde ich mich wie gesagt an einen Profi wenden.

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Also. Erstmal würde ich kein drei jähriges Kind auf der Straße spielen lassen. Jedenfalls nicht ohne das man als Elternteil direkt eingreifen kann. Wir wohnen in einem sehr ruhigen Bereich, trotzdem düst hier immer mal wieder ein Auto oder Roller schnell und lärmend vorbei.
Und nein, ich würde mein Kind auch nicht hinter ein anderes herschicken um es zu holen. Mit 3 Jahren können Kinder nicht unbeaufsichtigt im Straßenverkehr sein.
Und ja. Wenn das Kind unter den Kontakt leidet, dann würde ich es auch einschränken. Trotzdem würde ich mir mal Gedanken machen warum das Kind die Fehler des Gegenübers auf sich selber bezieht.

Bearbeitet von storch19
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Die Kinder haben auf einem Siedlungsspielplatz, der von Häusern und Gehwegen umgeben ist gespielt und nicht unmittelbar an der Straße.
Zu der Situation kam es erst, nachdem das Nachbarskind weggelaufen ist.

Wir werden natürlich weiterhin an ihrer Konfliktfähigkeit arbeiten und versuchen ihr auch zu vermitteln, dass sie mit ihren drei Jahren keine Verantwortung für ihre Mitmenschen trägt.
Das sieht sie nur anders und lässt sich an der Stelle nicht gerne belehren.

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Auch in keinen Siedlungen sollten so kleine Kinder alleine umher laufen. Autos die rückwärts aus der Einfahrt fahren usw... Wie dem auch sei. Gott sei Dank ist nichts passiert.
Ihr Verhalten hat in meinen Augen nichts mit Konfliktfähigkeit zu tun. Das sie versucht ihre Rolle in Beziehung einzunehmen ist völlig normal. Testet halt aus.
Aber das sie sich Schuld für Fehlverhalten anderer gibt, ist total unüblich. Besonders in diesem Alter. Gibt es vielleicht einen Erwachsenen in ihrer Umgebung der so reagiert? Hat sie sich das abgeschaut? Konflikte zwischen dir und deinem Mann? Da würde ich echt dran bleiben.

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Ich finde es generell in Ordnung in diesem Alter die Umgang mit anderen ein bisschen zu kontrollieren (sollte natürlich nur für ehrliche Problemfälle vorbehalten sein und nicht, dass die Eltern aussuchen welche Kinder nun als Freunde in Frage kommen). Hier frage ich mich auch, ob die Eltern des Nachbarkindes die Erziehung vielleicht etwas "vernachlässigen". Gibt es denn Konsequenzen, wenn zum Beispiel das Spielzeug deiner Tochter kaputt gemacht wird?

Ich würde versuchen subtil weniger Zeit mit der Nachbarsfamilie zu verbringen und mehr den Umgang mit den anderen Freunden fördern. Das Kind wird ja nicht einfach so da sein, sondern man verabredet sich. Dann habt ihr halt öfters mal keine Zeit.

Unabhängig von dem Nachbarskind (und bitte verstehe das als einen ehrlich gemeinten aufrichtigen Denkanstoß und nicht als Kritik): es klingt, als wäre deine Tochter sehr defensiv. Das ist natürlich in gewissem Maß Persönlichkeitssache. Meine Tochter ist auch eher defensiv. Wenn du es aber nicht eh schon tust, würde ich an deiner Stelle versuchen, die "Konfliktfähigkeit" deines Kindes etwas zu fördern. Du sagst sie nimmt sich häufig zurück, teilt lieber als Streit zu provozieren etc. Ein Kind sollte schon auch lernen, für seine Bedürfnisse einzustehen. Teilen ist gut, aber wenn ein anderes Kind zum Beispiel was wegnimmt darf man ruhig sagen "damit spiele ich gerade. Bitte nimm mir das nicht weg". Ein Kind sollte sich meiner Meinung nach nicht immer zum Wohle der Harmonie unterordnen müssen. Die Balance zu erlernen zwischen gesundem Selbstvertrauen und Egoismus gehört zum groß werden dazu.

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Der Nachbarsjunge erfährt durch seine Eltern leider keine Konsequenzen. Es wird dann eher gesagt "Ja, der XYZ hatte einen anstrengenden Tag, der ist nur ein bisschen müde und kaputt" und das alles in einem butterweichen Ton. (In der Situation mit dem Auto auf der Straße aber natürlich nicht, da war ja auch Gefahr in Verzug)

Wir bemühen uns schon sehr, dass sie lernt, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu vertreten. Daran werden wir aber noch weiter arbeiten müssen, das sehe ich auch so.

Sie vermeidet auch nicht immer Konflikte. Es ist eher so, dass sie Konflikte anspricht und sagt "XYZ, bitte geb mir mein Fahrrad zurück. Es ist meins und ich möchte jetzt wieder fahren." Wenn dann aber keine Handlung/Reaktion erfolgt, gibt sie schnell nach und sucht sich eine neue Beschäftigung.
Sobald wir so eine Situation mitbekommen, bestehen wir mit ihr zusammen aber natürlich darauf, dass sie ihre Spielsachen auch zurück bekommt.

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Ich würde vorallem aufpassen, dass es keine Situationen gibt, in denen sie noch verstärkt wird in ihrem "Verantwortung übernehmen". Sprich: Nicht ihr Job das andere Kind zurück zu holen, in diesem Beispiel.

Das Kind muss und darf keine Verantwortung für ein anderes übernehmen. Wir haben auch ein Kind im Freundeskreis, dass immer aufpassen will und Regeln durchsetzen. Da schauen wir alle sehr genau drauf, dass wir als Große da einschreiten und ihm diese Verantwortung abnehmen und erinnern, dass wir Großen die Regeln machen und durchsetzen und sein Job maximal ist, uns Bescheid zu geben, wenn es verunsichert ist.

Die Aussage "ich bin eine schlechte Freundin, deshalb macht er kein Spielzeug kaputt" finde ich für ein 3-jähriges Kind schon bedenklich und da würde ich nochmal schauen, woher dieses Gedankenmuster kommt. Sind ja manchmal Situationen die mit dem Kind direkt nix zu tun haben, die es aber wahrnimmt und sich Verhaltensmuster anschaut.

Ich würde den Kontakt nicht einschränken, aber vielleicht erstmal näher begleiten. Und vorallem mein Kind immer wieder bestärken und erinnern, dass es nicht die Hüterin der Regeln ist und nicht die Verantwortung trägt.

Bearbeitet von Jolana
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So sehe ich es auch. Sich gerne um andere kümmern und selbst gut an Regeln halten ist die eine Seite und natürlich völlig in Ordnung, aber sich für andere Kinder und deren Launen und Verhalten verantwortlich fühlen und danach Selbstvorwürfe machen geht zu weit. Da muss man wirklich ganz genau hinschauen, wie die Tochter zu diesem Gefühl kommt und sehr genau drauf achten, ihr auch in kleineren Situationen im Alltag immer wieder klarzumachen, dass sie eben keine Verantwortung trägt. Also statt ihr mehr Verantwortung zuzutrauen als Gleichaltrigen, weil sie schon weit ist, lieber weniger Verantwortung zutrauen als anderen, weil sie damit psychisch eindeutig noch nicht umgehen kann.

Den Kontakt zum Nachbarskind kann man da gut als Übung nutzen, aber eben immer wieder für sich selbst und auch mit der Tochter klären, wer in der Verantwortung ist. Das andere Kind schafft es nicht, vorsichtig mit Spielsachen umzugehen. Trotzdem werden die beiden alleine im Spielzimmer gelassen. Wer übernimmt denn da die Verantwortung für die Spielsachen? Keiner. Also springt die Tochter ein. Also lieber vorher erklären, dass das Nachbarskind bei euch nur noch spielen kann, wenn Erwachsene die Aufsicht übernehmen können. Und die Erwachsenen räumen vorher alle empfindlichen oder teuren Sachen weg, nicht das Kind. Und wenn das andere Kind sich draußen nicht an die Regeln hält, dann sollte man die Tochter aktiv von jeglichen Elternfunktionen abhalten. Sie soll das Nachbarskind weder auf Regeln hinweisen, noch sich bei Rückholaktionen beteiligen. Sie muss da wirklich lernen umzudenken. Nur weil sie verantwortungsbewusster ist als andere Kinder, ist sie trotzdem nicht in der Lage für andere Kinder Verantwortung zu übernehmen.

Ich kenne da ganz schlimme Geschichten, in denen 4-Jährige sich für Todesfälle verantwortlich gefühlt haben, weil kleine Geschwister ertrunken oder anderweitig verunglückt sind. Schuld waren (wenn überhaupt jemand) natürlich die Eltern, die in dem Moment abwesend waren. Aber ich habe die älteren Geschwister im Erwachsenenalter kennengelernt und die Schuldgefühle haben diese Menschen das ganze Leben lang verfolgt. Es ist wirklich wichtig, da dagegen zu arbeiten.

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Meine ganz ehrliche Meinung, ihr traut eurer Tochter viel zu viel zu.

"Sie erklärte sich bereit, ihn zurückzuholen und rannte ihm nach."....nein, verflixt...das ist ein Kleinkind, das ist nicht ihr Job gewesen. Es ist nicht ihr Job ein anderes Kind zu erziehen. Ihr habt sie gestern massivst überfordert, deswegen leidet deine Tochter.

Natürlich steht es dir frei, Kontakte einzuschränken, aber für ihr "Leid" tragt ihr Eltern die Verantwortung, nicht der Junge.

Egal wie gut eure Tochter auf euch hört, sie ist erst drei Jahre alt, behandelt sie bitte auch so.

Ich kann gar nicht glauben, was ich hier lese. Wer kommt denn auf die Idee, das ein Kleinkind ein anderes Kleinkind im Fluchtmodus an einer Straße "einfangen" könnte oder sollte? Mir fehlen echt die Worte.

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Bitte lese dir doch nochmal den gesamten Thread durch.
Die Väter sind parallel mitgegangen.
Es wurde nicht an der Straße gespielt.
Zu dem Zeitpunkt, als sie losging, befand er sich noch gar nicht an der Straße.

Bearbeitet von -Jess-
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Dich ich habe mir gerade alles durchgelesen, habe ja auch noch eine andere Antwort (mit einer Vermutung) eingeschoben.


Es ist egal, ob die anderen Eltern nicht erziehen, ob er schon an der Straße oder dem Bürgersteig war war oder nicht, all das ist unwichtig.
Ihr vermittelt eurer Tochter doch nur, das sie die Verantwortung trägt/ das sie sich verantwortlich fühlt und das geht nicht, wirklich nicht.


Aufgrund meiner anderen eingeschobenen "Beobachtung" frage ich mich, ob du überhaupt greifen kannst, was hier alle sagen. Wenn du dich selebr für alles verantwortlich fühlst, dann kann ich gut verstehen, warum dein Kidn alles auf sich bezieht und du eben nicht distanziert genug ahndeln und denken kannst.

""Sie erklärte sich bereit, ihn zurückzuholen und rannte ihm nach."" noch einaml ganz deutlich eine Antwoirt, die andere Eltern gegeben hätten: "Nein, du bleibst jetzt bei mir, das regeln die Erwachsenen." udn nicht eine einzige Träne wäre gestern Abend bei deiner Tochter gekullert.

Bearbeitet von Butterstulle
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Liebe Userinnen,
bitte bleibt sachlich und verzichtet auf persönliche Schuldzuweisungen. Das verhindert eine konstruktive Diskussion.

Vielen Dank und viele Grüße
von Tinka vom Urbia-Team

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Zu deiner Frage: Ja, Eltern dürfen eine Freundschaftspause erzwingen. Die Frage ist aber, wäre es tatsächlich so gut oder bietet der Junge nicht ein gutes soziales Lernfeld. Die beiden für sich gegenseitig.
Deine Tochter liest sich sehr ernst und wenig unbeschwert. An deiner Stelle würde ich mal überlegen wo das herkommt und ob sie evtl schon viel Verantwortung trägt. Ein so junges Kind sollte sich nicht schon so schwere Gedanken machen :/ Vllt so als Input für die bevorstehende Rolle als große Schwester: Betone am besten nicht allzu oft, dass sie die Große ist und dies und jenes wissen müsste etc. Ich könnte mir vorstellen, dass sowas für ein eh schon überangepasstes Kind Gift wäre, auch wenn es für dich vllt ganz angenehm wäre

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"Betone am besten nicht allzu oft, dass sie die Große ist und dies und jenes wissen müsste etc. Ich könnte mir vorstellen, dass sowas für ein eh schon überangepasstes Kind Gift wäre, auch wenn es für dich vllt ganz angenehm wäre"

Das kann ich aus Erfahrung bestätigen.

Unser Sohn ist eigentlich eher nicht besonders "überangepasst", im Gegenteil, er macht auch ziemlich viel Quatsch mit. Aber als seine kleine Schwester geboren wurde (er war knapp 5), da sah er sich plötzlich so sehr in der Rolle des Beschützers, des großen Bruders, des Aufpassers, dass er davon Alpträume bekam.

Er träumte, dass unser Garten plötzlich ein See war und sie im Wasser unterging und er sie nicht retten konnte, weil er noch nicht schwimmen konnte. Oder dass er mit ihr spielt und plötzlich jemand zum Fenster reinkommt und die kleine Schwester mitnimmt und er nicht stark genug war, um ihr zu helfen. Oder (als der Ukrainekrieg anfing) eine Bombe auf unser Haus fiel und er die Kleine nicht rechtzeitig gefunden und rausgebracht hat, als das Haus einstürzte. 😢

Er wollte ab da auch unbedingt mittags aus der Kita heim, weil er Angst hatte, dass ihr was passiert, wenn er nicht zum Aufpassen da ist. Seine Erzieherin sagte mir damals, es wäre ungewöhnlich, wie sehr er an seiner kleinen Schwester hängt, wie sehr er auch freiwillig zurücksteckt und nachgibt bei "Streit" mit ihr und dass er sich immer wünscht, sie soll mit dabei sein (wenn ich was voregschlagen habe, was wir nur zu zweit machen, wegen der Exklusivzeit, die hier immer gefordert wird). Sie sagte auch, dass er sich eine Verantwortung auferlegt hat, die er mit 5 unmöglich tragen kann, und daher kommt seine Angst und auch die Alpträume.

Es ist heute noch so (er ist 9, sie 4), dass er sich viel in Erziehungsdinge einmischt bzw. Ansagen vorweg nimmt, die ICH machen müsste, und wir ihn manchmal auch streng an seine Grenzen erinnern müssen. Positiv fällt wohl aber in der Schule auf, dass er sehr gut und frühzeitig versucht zu schlichten, wenn sich zwei Klassenkameraden streiten oder prügeln. Er passt auch schon immer extrem gut auf sie auf. Hilft ihr an der Treppe, wenn wir draußen sind, nimmt er an der Straße sofort ihre Hand oder schiebt sie an den Rand, wenn ein Auto kommt usw.

Bearbeitet von lime15
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Diese Träume etc. sind natürlich nicht gut und da muss man natürlich intervenieren, aber unabhängig davon finde ich das ganz arg süß und mich hat deine Erzählung darüber, wie der große Bruder seine kleine Schwester ständig schützen will gerade echt zum Lächeln gebracht, nachdem sich meine zwei Großen heute stets und ständig in den Haaren hatten und ich froh bin, dass sie jetzt in ihren Zimmern sind 😑😊 ich hoffe, die beiden werden lebenslang eine tolle, innige Beziehung haben 🥰