Frühe Vollzeit-Mamas - wie schafft ihr das?

Mein Baby ist nun 7 Monate. Eigentlich wollte ich 15 Monate Elternzeit machen und dann Teilzeit mit 20 Stunden wieder einsteigen.
Vorletzte Woche habe ich durch Zufall eine Stellenanzeige gesehen. Mein Traumjob bei meinem Traumarbeitgeber. Problem: Sie suchen Vollzeit, so bald wie möglich. Aber ich musste mich einfach bewerben.
Nun war ich heute beim Gespräch und es war so gut! Ich rechne mir nun echt Chancen auf die Stelle aus aber in meinem Kopf rattert es.
Möglich wäre es. Wir haben ab September eine Tagesmutter und mein Mann würde dann massiv zurückfahren im Job und mehr Carearbeit machen. Da er selbstständig ist, geht das easy, er macht dann weniger Aufträge. Es gibt Gleitzeit und zwei Tage HO, also ich könnte das Kind auch morgens in die Betreuung bringen zb.

Mal angenommen, es klappt: dann verbringe ich unter der Woche ja wirklich kaum Zeit mit meinem Kind. Wenn ich ihn morgens in die Kita bringe, dann bleibt abends kaum Zeit, wenn ich zuhause bin. Und wer bringt ihn dann später mal zu seinen Hobbies? Oder hilft bei den Hausaufgaben? Hört sich an, was im KiGa/der Schule passiert ist etc? Sprich, wer lebt seinen Alltag mit ihm? Klar, der Papa… aber ich würde so gern auch was davon haben. Andererseits liebe ich meinen Job sehr und bin in der aktuellen Stelle nur halb glücklich…

Gibt es hier Vollzeitmamas, die berichten können, wie sie diese Zerrissenheit empfinden?

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Hallo
Ich habe eine Zeit nach dem ersten Kind (damals 10 Monate alt) fast Vollzeit gearbeitet (85%). Mein Mann 100%. Ich wollte so hoch einsteigen, weil meine Wunschversetzung heimatnah bewilligt wurde und ich mir das nicht entgehen lassen wollte.

Ich empfand es als sehr anstrengend. Nicht vom Arbeitsaufwand (ich bin super gerne Mama und arbeite auch gern). Sondern weil ich so oft Abstriche machen musste - im Job UND als Mama. Ich schaffte einfach nicht das, was andere entweder im Job oder als Mama schafften. Oder was ich mir vorgenommen/vorgestellt hatte zu schaffen. Ich vergaß zb die neuen Turnschuhe zu besorgen, ich hatte nicht geschafft frisches Obst einzukaufen, auf der Arbeit hatte ich Termine vergessen, war schlecht vorbereitet, war müde, hatte weniger Geduld mit dem Kind etc..
Der Druck, den ich mir selbst machte, war groß. Ich war wirklich unzufrieden mit dem was ich als "Leistung" vorbringen konnte.
Ich denke, wenn du dich davon frei machen kannst und nicht so wie ich darunter leidest, hast du gute Chancen. Rückblickend würde ich mir auch früher bezahlte Hilfe holen im Haushalt.
Versteh mich nicht falsch,es hört sich so an, als sei ich nicht belastbar. Es lief gut! Ich funktionierte fantastisch. Es war aber eben auch nur ein Funktionieren, kein Genießen.

Bei mir ging das Ganze etwa 1,5 Jahre, dann war ich erneut schwanger. Nach der zweiten Elternzeit wusste ich, dass ich nicht mehr so hoch einsteigen kann/möchte. Mein Mann konnte damals nicht reduzieren, weil er in Ausbildung war.

Mir gefiel es mit weniger Stunden besser. Ich hatte gedanklich und körperlich die Energie übrig für die Kinder nach der Kita schöne Sachen vorzubereiten und Ausflüge zu planen und durchzuführen. Trotzdem habe ich es vermisst mehr zu arbeiten und mich selbst gedanklich auf später vertröstet.

Da du hier eine einmalige Chance hast, würde ich sie ergreifen. Du weißt jetzt noch nicht, ob dein Kind robust wird, oder ständig krank ist. Ob du müde sein wirst oder voller Energie. Ob dein Kind gerne aufwendige Ausflüge mit dir macht oder einfach happy ist, wenn du abends noch Zeit zum Vorlesen hast.
Und wenn du nach einer Weile feststellst, dass es nicht das Richtige ist, dann kannst du immernoch deine Pläne ändern.

Ich hoffe ich konnte dir helfen.
Alles Gute

Bearbeitet von MareiK
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ich fühle deinen Beitrag zu 100%🙏🏻

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Danke für deinen Beitrag, das hilft tatsächlich sehr!

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Du schriebst doch von Gleitzeit und zwei Tagen HO, da sollte es doch klappen sich mit seinem Partner abzuwechseln.
An 2 oder drei Tagen bringst du das Kind weg und fängst später an, an den anderen Tagen fängst du früher an und hast Nachmittags Zeit für euer Kind.

Ähnlich wird es dann später laufen können.
Und der positive Aspekt: dein Mann und du seid gleichwertige Bezugspersonen.

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Hallo,

unser Baby ist erst 13 Monate alt, aber ich habe mit 6 Monaten mit 26 Stunden angefangen und bin nun bei 32 Stunden plus 1-2 Wochenend-/Nachtdiensten im Monat.

Klar, es ist eine Umgewöhnung, aber ich habe immer gern gearbeitet und brauche iwie auch den Input. Die Trennung war v.a. anfangs schon schlimm ehrlicherweise 😔- und ich habe ca. vier Monate in der Arbeit abgepumpt, was ich absolut schrecklich fand. Aktuell stille ich noch nachts und brauche es selbst fast mehr, als unser Baby 😅.

Mein Mann arbeitet 80 % und wir schaffen eigentlich alles gut, weil wir alles gemeinsam schaffen, viel kommunizieren und versuchen gegenseitig auch noch Freiräume zu schaffen (er übernimmt aber ehrlicherweise sogar mehr Haushalt als ich). Ansonsten haben wir noch eine gute Kita (7 Stunden/Tag) und engagierte Großeltern.

Ich bin sehr zufrieden und fest davon überzeugt, dass die Kita unserem Baby gut tut und mehr Input geben kann, als ich zu Hause parallel zum Haushalt. Allerdings ist das Tempo hier wirklich sehr hoch und es ist schon anstrengend 😅. Naja und zerrissen ist man schon irgendwie und auch Vorwürfe/dumme Sprüche hört man leider immer wieder. Das geht nicht spurlos an einem vorbei, aber das ist unser Weg und für uns ist er zu 100% richtig. Alltag finde ich, hat man ja trotzdem. Me Time ist halt rar….

Guten Start!

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Ich bin, als ich nur 1 Kind hatte, nach einem Jahr Vollzeit arbeiten gegangen. Ich hatte die Möglichkeit sehr früh anzufangen und konnte dann am frühen Nachnamen wieder für mein Kind da sein. Morgens war der Papa da und hat sich gekümmert. Das hat gut geklappt und ich hatte nicht den Eindruck etwas zu verpassen.

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Schweiz. Hohe Kosten in den Städten und lächerlicher Mutterschutz.
Meine beiden waren in dem Alter als ich wieder hochgefahren habe.
Bei uns geht einer früh los auf Arbeit. Einer bringt die Kids. Der andere holt sie.
Homeoffice und Flexibilität morgens helfen da sehr.
Es ist machbar. Ohne dass du die Kids nicht siehst. Schmerzpunkt: das erste Jahr sind sie alle 2-4 Wochen krank. Das ist anstrengend. Danach wird es leichter.
Wenns drin ist: Haushaltshilfe.

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Hi, ich arbeite auch Vollzeit und habe zwei Kids im Alter von 4 und 6 Jahren, allerdings arbeite ich komplett im Homeoffice mit völlig freier Zeiteinteilung. Deshalb fange ich bereits morgens um 6 Uhr an zu arbeiten (Mann macht morgens die Kids fertig und bringt in den Kiga) und hole die Kids um 15 Uhr ab. Wenn du zwei Tage Home Office hast, kannst du das an diesen Tagen ja vielleicht auch so machen und hast den Nachmittag mit deinem Kind? Das wäre doch ein guter Kompromiss, um auch unter der Woche etwas da zu sein und mit dem Kind was unternehmen zu können 😊 Ich würde den Job auf jeden Fall annehmen. Vielleicht ergibt sich ja auch nach einiger Zeit die Möglichkeit, die Stunden etwas runterzuschrauben?

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Es gibt eine Kernarbeitszeit von 10-16 Uhr, der Rest Gleitzeit. Wir könnten da schon irgendwie rumbasteln, aber früher als 16 Uhr kann ich leider nicht Schluss machen.

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Ich bin nach dem MZ VZ los.
Wie ich das geschafft habe:
- Kind und Job waren Prio1. Mein Körper und ich hatten zu funktionieren.
- Wenn er durch andauernde Kitakeime nicht funktioniert hat, musste er das trotzdem. Ich bin quasi als geprügelter Hund durch die Gassen, weil ich mich so lange gar nicht krankmelden konnte, wie ich gebraucht hätte.
- Genauso wie mein Kind. Was es krank/war die Kita geschlossen/sonst was habe ich die gemeinsame Zeit mit meinem Kind als Belastung, nicht als Bereicherung empfunden. Ich war gestresst, musste Dinge umorganisieren, das Kind musste funktionieren und so schnell wie möglich in den Kindergarten.
- Ich vernachlässigte die Förderung meines Kindes. Klar, Gänseblümchen pflücken geht super. Ich habe das Kind aber z.B. 2 Jahre lang 2x/Woche zur Logopädie gefahren (ein weiterer Stressfaktor, auch fürs Kind, da Termine ja erst spät möglich sind) und es hat sich nichts verbessert. Ich hatte schlicht keine Kapazitäten, weil weiter zu denken, mich zu informieren, selbst Verantwortung für die Probleme meines Kindes zu übernehmen
- Ich war irgendwann nur noch ein Roboter. Ich habe meinen Körper von A nach B geschleift und am Wochenende und nach Feierabend dann hektisch Aktivität um Aktivität gemacht, bloß damit der Cortisolspiegel hoch bleibt.

Viele dieser Dinge sind mir erst bewusst geworden, als ich dann ein halbes Jahr zuhause war. Ich arbeite übrigens inzwischen wieder VZ und mein Kind ist immer noch in die Kita - es geht halt gerade nicht anders. Und es schadet ja auch nicht, Dinge auszuprobieren und dann in TZ zu gehen. Aber langfristig schadet VZ-Arbeit sowohl dem Kind (im Kleinkindalter und 1. Klasse GS, danach geht es vermutlich besser oder mag sogar vorteilhaft sein) aber vorallem der Mutter. In den ersten 6-7 Jahren würde ich das nicht nochmal (ohne Not) so machen, wie ich es jetzt gemacht hatte.

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Ging mir teilweise ähnlich, ich habe es aber schnell gemerkt und es geändert. Meine Gesundheit geht vor.

Das Problem ist dass den müttern eingeredet wird das ALLES machbar ist. Wie zb in vielen Beiträgen hier. Ja klar es geht irgendwie! Aber man muss schon viele Abstriche machen. Und die frage ist halt; weshalb muss man alles gleichzeitig machen? Das ist meiner Meinung eine heutige Krankheit; allea sofort und gleichzeitig.🤷🏼‍♀️ man vergisst den Augenblick zu geniessen.

Natürlich ist es anders WENN man gezwungen ist VZ zu arbeiten, weil es finanziell nicht anders geht.

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Genau und dann fragt man sich, ob man nicht belastbar genug ist, wenn man nicht alles gleichzeitig mit links schafft und den Ausstieg aus dem Hamsterrad sucht.

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Frag doch mal deinen Mann, wie er das schafft? Er arbeitet doch grade VZ und hat sogar EUER Kind? Wie geht’s ihm damit, das Kind so wenig zu sehen? Macht er sich Gedanken, wer das Kind später mal zu Hobbys fährt? Oder Termine wahrnimmt?

Meine Maus ist 16 Monate, die Große 5. Ich bin auch in EZ, wollte nächstes Jahr dann mit 30 Stunden wieder zurück kehren - auch ich sah jetzt ne Stellenanzeige für ne VZ Stelle und hab mich beworben. Weil die echt super wäre! Mein Mann würde dann auf 20-30 Stunden reduzieren und wir „tauschen die Rollen“.

Ich bin mir sicher, dass das komisch wird und trotzdem zweifle ich nicht daran, dass wir es schaffen würden. Denn mein Mann schafft das seit 5 Jahren, warum sollte ich es nicht hinbekommen? Umgekehrt sieht er es genauso 😊

Also mal auf die Rückmeldung warten und dann entscheiden wir (es müssen schon ein paar Rahmenbedingungen passen, aber keine davon ist, dass ich dann VZ und er TZ ist quasi).

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Mein Mann arbeitet nicht in dem Sinne Vollzeit. Er ist als Fotograf selbstständig und hat dementsprechend mal Tage wo er komplett weg ist, aber auch viele Tage wo er zuhause Büro, Bildbearbeitung, Ablage etc macht. Das lässt sich super um den Zwerg drumrum planen. Außerdem hat er zwei Monate Elterngeld bekommen, wo er gar keine Aufträge angenommen hat. Wir verbringen beide aktuell viel Zeit mit dem Baby. Deswegen ist die Vorstellung so schwierig für mich.

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Dann frage ihn doch, wie er die Tage so meistert, wenn er komplett weg ist. Wenn ich’s richtig gelesen habe, bist du ja auch nicht 5 Tage komplett weg, sondern kannst etwas ins Home Office gehen 😊

Wichtig ist: du lässt dein Kind nicht alleine, sondern beim Vater, der reduziert und übernimmt. Da muss sich niemand schlecht fühlen und es ist doch super für alle :)

Meine beste Freundin ging wieder VZ arbeiten, als ihre Kinder 8 Monate bzw das 2. dann 10 Monate waren, ihr Mann war dann daheim. Das klappt sehr gut ;)

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Das kommt einzig und allein auf deine Arbeitszeiten an.
Hast du Arbeitszeiten von 7uhr bis 14uhr und ein bisschen am Samstag oder HO dann ist das kein Problem.
Doch musst du von halb 10 bis 18uhr arbeiten sieht es eben anders aus